Presseinformation vom 28.04.2022
Schwerpunktthema im Monat der Hautgesundheit 2022 ist die Psoriasis, auch bekannt als Schuppenflechte. Weitere wichtige Themen sind unter anderem Hautvorsorge und Hautpflege, Stigmatisierung im Zusammenhang mit sichtbaren Hautveränderungen, die besonderen Bedürfnisse der alternden Haut und die atopische Dermatitis (Neurodermitis).
Dermatologen und Allgemeinmediziner kooperieren
Etwa 20 Prozent aller Patientinnen und Patienten in der allgemeinmedizinischen Praxis haben ein dermatologisches Problem. Hautärzt:innen und Allgemeinmediziner:innen müssen daher näher zusammenrücken. Wichtig außerdem: Die leicht zugängliche und kontinuierliche Fortbildung der allgemeinmedizinischen Kolleg:innen, damit neue Forschungsergebnisse praktisch umgesetzt werden können, sowie die Aufklärung der Bevölkerung über die Prinzipien der Hautvorsorge und den Umgang mit häufigen Hauterkrankungen.
Das medizinische Fach der Dermatologie hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Innovationen hervorgebracht. So ist die Dermatologie in vielen Zukunftsfeldern aktiv, wie zum Beispiel in der Entwicklung der Telemedizin, beim diagnostischen Einsatz der künstlichen Intelligenz, in der Stammzelltherapie und onkologischen Dermatologie, wie in der Behandlung des malignen Melanoms.
„Die ÖGDV hat sich beim Monat der Hautgesundheit von Beginn an engagiert, weil alle zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt werden müssen, um die Hautgesundheit innerhalb unserer Bevölkerung, insbesondere in Zeiten der erschwerten persönlichen Kommunikation zwischen Arzt und Patient, zu optimieren“, sagt Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie in Salzburg und derzeit Präsident der Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV).
Psoriasis – das „Chamäleon“ unter den Hauterkrankungen
Die Psoriasis ist mit zahlreichen Begleiterkrankungen keine reine Hauterkrankung, sondern eine Systemerkrankung, d. h. eine Erkrankung des gesamten Organismus. Dieser liegt eine chronische Entzündung zugrunde. Wichtig sind eine stadiengerechte Auswahl und rechtzeitige Anpassung der verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten, sowie die Kontrolle von Begleiterkrankungen und Co-Medikationen, erläutert Univ.-Prof. Dr. Paul-Gunther Sator, Leiter der Psoriasis-Ambulanz an der Klinik Hietzing in Wien, und Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Biologika und Immuntherapie bei chronisch entzündlichen Hautkrankheiten der ÖGVD.
Prof. Sator weiter: „Die Substanzgruppe der Biologika hat nicht nur das Verständnis der Erkrankung verbessert, sondern auch die Therapie der Psoriasis revolutioniert. Die Entwicklung bleibt in diesem Bereich nicht stehen. Erfreulicherweise schreitet das Verständnis der Krankheitsgrundlagen, aber auch die Etablierung neuer Substanzen ständig rasant weiter. Mit den Biologika kann nicht nur eine Symptomfreiheit vieler unserer Patient:innen und eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden, sondern es kann – wie vielversprechende neue Daten zeigen – der frühe Einsatz im Sinne von hit hard and early, möglicherweise auch den Krankheitsverlauf sowie die systemischen Auswirkungen der Erkrankung beeinflussen.“
Psychische und soziale Komponenten von Hauterkrankungen
Hauterkrankungen können nicht nur körperlich sehr belastend bzw. schmerzhaft sein, sondern haben große psychosoziale Auswirkungen und ein erhebliches Stigmatisierungspotential. Eine veränderte Haut stellt einen starken emotionalen Stressfaktor für Betroffene dar, sodass die normale Interaktion mit sozialen Kontakten stark beeinträchtigt sein kann. Unsicherheit und sozialer Rückzug können die Folgen sein. Das gilt nicht zuletzt für das schulische Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche neben Sachwissen auch soziale Kompetenzen erlernen.
Häufige Krankheiten im Kindes- und Jugendalter, deren starke psychische Belastung sehr gut untersucht ist, sind Akne, Neurodermitis, Psoriasis, Vitiligo oder auch Alopecia areata. Bei Jugendlichen mit Akne leidet ein Viertel der Patient:innen unter psychischen Komorbiditäten, die nicht mit dem Schweregrad korrelieren. Fünfzehn Prozent davon haben eine körperdysmorphe Störung, das heißt eine übermäßige Konzentration auf ihr Hautleiden mit erheblichem Leidensdruck und verminderter Alltagskompetenz.
Um den Umgang mit den Erkrankungen zu erleichtern, ist neben einer wirksamen Therapie auch die psychologische Betreuung der Kinder und Jugendlichen sowie die Entstigmatisierung wichtig, betont OÄ Dr. Christine Bangert, Leiterin der Neurodermitis-Ambulanz an der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien. Eine wichtige Rolle spielen auch Rollenvorbilder, die sich zum Beispiel in sozialen Medien offen zu ihrer Hautkrankheit bekennen und bewusst auf Make-up verzichten, so Bangert weiter. „Sie tragen zu einem Umdenken in der Gesellschaft bei und fördern die Akzeptanz verschiedener Hautkrankheiten.“
Das Projekt „Schüler für Schüler“ wurde 2020 ins Leben gerufen, um mehr Verständnis für Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung zu schaffen, dadurch Betroffene vor Benachteiligung und Ausgrenzung zu schützen und ihnen das Leben im Schulalltag zu erleichtern. Nach Videoserien zu Typ-1-Diabetes und Hämophilie wird nun der Themenkreis Hauterkrankungen aufgegriffen. Dabei werden vor allem potenziell stigmatisierende Hauterkrankungen bzw. Hautveränderungen wie Akne, atopische Dermatitis, Hautmale und Vitiligo thematisiert.
Über den „Monat der Hautgesundheit und die Initiative MEINE HAUTGESUNDHEIT
MEINE HAUTGESUNDHEIT ist Österreichs größte Informationsinitiative zum Thema Hautgesundheit. Ziel ist, der Haut, der Erforschung und Behandlung von Hauterkrankungen und den Menschen, die mit Hauterkrankungen leben, mehr medialen Raum zu geben. Die Aktivitäten der Initiative erstrecken sich über das ganze Jahr. Aber vor allem im Mai – dem „Monat der Hautgesundheit“ – geht es Schlag auf Schlag: mit Pressekonferenzen, wöchentlich neuen Beiträgen im Fernsehen, in Printmedien und auf der Kampagnen-Webseite www.meinehautgesundheit.at und in den sozialen Medien.
Hinter der Initiative stehen der Verein big5health und seine Partner, darunter die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV), die Österreichische Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung (ÖGDKA), der Berufsverband Österreichischer Dermatologen (BVÖD), das Karl-Landsteiner-Institut für pädiatrische Dermatologie und seltene Erkrankungen und die Aktion „Sonne ohne Reue“ der Österreichischen Krebshilfe.
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